Stabübergabe beim Freundeskreis

Mit dem im Dezember 1984 aus der Taufe gehobenen Gründungskomitee und seit der Gründungsversammlung am 1. Juni 1985 hat Andreas Folie der „Vereinigung der Marienberger“, später in den „Freundeskreis Marienberg“ umgewandelt, als Präsident vorgestanden. 38 Jahre lang hat er die Geschicke des Freundeskreises inhaltlich und organisatorisch geprägt. Nun tritt Folie aus gesundheitlichen Gründen als Präsident einen Schritt zurück, bleibt aber dem Freundeskreis weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. Am 11. März 2023 hat er diesen Schritt bei der Vollversammlung in Marienberg offiziell verkündet. Der Vorstand bleibt mit Andreas Waldner, Heinrich Moriggl, Gerhard Kapeller und Erwin Bernhart und mit wohlwollendem Applaus neu hinzugekommen ist Sibille Tschenett. Der/die neue Präsident:in wird im Vorstand gekürt werden.

Abt Markus Spanier hob in seiner Laudatio auf Andreas Folie vor allem dessen Elan und Ideenreichtum hervor, die zum Zusammenhalt im Freundeskreis und für Verbundenheit zum Kloster Marienberg gesorgt haben. Das Buch „30 Jahre Freundeskreis“, welches zum 30-jährigen Bestehen des Vereins erschienen und rasch vergriffen war, lobt Abt Markus als „gelungenen Beitrag für die Schulgeschichte von Marienberg“. In seinem Jahresrückblick konnte Abt Markus verkünden, dass es im Kloster Zuwachs gebe. Marco aus Bozen bekleide derzeit den Status eines Kandidaten. Der Widum in Burgeis stehe mit 5 Wohnungen kurz vor der Fertigstellung. Bei den Restaurierungsarbeiten für die Internatszimmer sei die ehemalige Bibliotheksdecke zum Vorschein gekommen, so dass man sich entschieden habe, den damit wiedergewonnenen klosterinternen Festsaal mit rund 120 Quadratmetern wieder herrichten zu wollen, samt entsprechenden Fensteröffnungen, um dem Festsaal seine Würde und Stellung wiedergeben zu können. Es sei, so Abt Markus, sein baulicher Schlussakkord im Kloster.

Andreas Folie ließ in seinem Rückblick, nicht ohne Wehmut, die vergangenen Jahre mit den Klausurtagungen und den hochkarätigen Referenten, mit den unvergesslichen Wanderungen und den Fahrten Revue passieren. Mit großem Applaus bedacht und die Nachfolge in sicheren Händen wissend, verlässt Folie die Führung des Freundeskreises.

Den Klausurvortrag hielt der Landtagsabgeordnete der Grünen Hanspeter Staffler. „Naturkrise und unsere Verantwortung“ war der Titel und Staffler rief damit die Biodiversitätskriste, das Artensterben ins Gedächtnis. Er machte 5 Felder aus, die für das Artensterben vor allem verantwortlich seien und forderte mit einer Ökowende in der Landwirtschaft, einer Energiewende, einer Tourismuswende, einer Mobilitätswende und einer Bautenwende ebensoviele Handlungsfelder. 

Bei der traditionellen Merende, bei der Andreas Folie vom Vorstand mit Wein, Erinnerungsbildern und Geschenkskorb bedacht aus seiner Präsidentschaft entlassen wurde, kam es zu regem Austausch zwischen den Marienberger Freunden und den teilnehmenden Patres Sebastian, Pius, Anselm und Abt Markus. (eb)

Am 20.10.2022 starb im Kloster Marienberg im 83. Jahr seines Lebens, im 60. Jahr seiner
feierlichen Profess und im 56. Jahr seines Priestertums
P. Dr. theol. Martin Angerer OSB (*17. Mai 1939 +20.10.2022)
Geboren in Schlinig am 17. Mai 1939, trat er am 24. September 1956 in das Kloster Marienberg
ein, wo er sich endgültig durch die feierliche Profess am 16. September 1962 der klösterlichen
Gemeinschaft anschloss. Die theologischen Studien absolvierte er in San Anselmo Rom von
1961 bis 1967. Am 30. Juni 1964 empfing P. Martin die Subdiakonatsweihe in Montecassino
und am 29. Juli 1966 die Priesterweihe in Brixen. Die Primiz durfte er in seiner geliebten Heimat
Schlinig am 3. August 1966 feiern. In Trier vertiefte er die Studien der Liturgiewissenschaft in
den Jahren 1967 bis 1968 und wurde 1969 zum Doktor der Theologie in Rom promoviert. Nach
seiner Promotion wirkte er für fünf Jahre bis 1974 als Präfekt und Lehrer an der Mittelschule in
Marienberg. Für ein Schuljahr 1971/1972 half er als Lehrer an der Klosterschule Disentis aus.
1974 übernahm P. Martin für drei Jahre das Amt des Regens im Schülerheim Rediffianum in
Meran. 1977 wurde ihm das Amt des Priors in Marienberg übertragen. Gleichzeitig war er Lehrer
an der Stiftschule Marienberg. Nachdem die Klosterschule im Jahr 1986 geschlossen wurde,
unterrichtete er bis 1994 das Fach Religion an der Kaufmännischen Lehranstalt in Mals. Neben
seinen vielen Tätigkeiten befasste sich P. Martin mit der Geschichte der näheren Umgebung
Marienbergs und veröffentlichte historische Publikationen zur Höfegemeinschaft Schlinig und
zu den Dorfgemeinschaften Burgeis und Schleis. Seit 2008 war er auch Mitglied der historischen
Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie.
Abt Bruno ernannte P. Martin im Jahr 1994 zum Pfarrer von Burgeis. Daraufhin zog er in den
Widum von Burgeis. Er entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem begnadeten und geschätzten
Prediger. Trotz seines Einsatzes in der Pfarrei Burgeis und in der Pfarrei Schleis (1998–2000)
übernahm er auch verschiedene Dienste im Kloster. So übte er nach dem Tod von P. Leo 1998
den Dienst als Organist aus und spielte jeden Sonntag bei der hl. Messe die Orgel. Ebenso setzte
er sich im Noviziatsunterricht als Lehrer für die Fächer Latein und Italienisch ein. Nach seiner
schweren Erkrankung im Jahre 2010 kehrte er in das Kloster zurück. Zu seiner großen Freude
erholte er sich doch wieder und konnte die Seelsorge in Burgeis mit Hilfe der Mitbrüder bis 2019
fortsetzen. Nach seiner Pensionierung als Pfarrer unterstütze er seinen Nachfolger noch im
Rollstuhl sitzend tatkräftig in der Pfarrei.
Es war P. Martin ein großer Trost, die letzte Zeit in seinem geliebten Kloster zu verbringen,
bestens betreut von Frau Rosamunde Wegmann, seinem Hausarzt Dr. Giovanni Braglia, Dr.
Josef Stocker und Dr. Helmut Weiss, dem Hauspflegedienst vom Sprengel Mals, den
Angehörigen und den Mitbrüdern. Wir danken P. Martin aufrichtig für seinen leidenschaftlichen
Einsatz für das Kloster und dessen Gemeinschaft in Gebet und Arbeit.
Wir beten die Seelenrosenkränze von Freitag bis Sonntag, jeweils um 20:00 Uhr in der Stiftskirche.
Das Pontifikalrequiem für den Verstorbenen feiern wir am Montag, 24.10.2022 um 14:00 Uhr mit
Bischof Dr. Ivo Muser in der Klosterkirche mit anschließender Beisetzung auf dem Klosterfriedhof
bei St. Stephan.
Abt Markus Spanier OSB mit Konvent und Angehörigen

Santa Honz und Marx-Kirche

In den Genuss der mit Begeisterung vorgetragenen Ausführungen von Franz Waldner kamen am 1. Oktober 2022 rund 30 Mitglieder des Feundeskreises Marienberg. Die Laaser Pfarrkirche zum hl. Johannes und die Marx-Kirche standen im Mittelpunkt des Kulturnachmittages, zu dem der Vorstand des Freundeskreises Marienberg um Präsident Andreas Folie eingeladen hatte.  Gefolgt sind dieser Einladung Freunde Marienbergs aus allen Landesteilen, aus der Sterzinger Gegend, aus der Bozner und Meraner Gegend ebenso wie viele aus dem Vinschgau.

Der ehemalige Direktor der Landesberufsschule in Schlanders Franz Waldner wies auf den zeitgeistigen  Umbau von „Santa Honz“, wie die Laaser Pfarrkirche von den Laaser genannt wird, im 19. Jahrhundert hin. Das jahrhundertealte Langhaus musste einem größeren Umbau im damals üblichen neugotischen Stil weichen. Die Andeutung dieses Langhauses aus der Romanik findet sich noch in der Apsis wieder. Als Meisterwerk bezeichnete Waldner die Rekonstruktion der Apsis aus den gefundenen Marmorsteinen durch Nicolò Rasmo im Jahre 1974. 

Die profanisierte ehemalige Kirche zum hl. Markus, die Marx-Kirche, war in den vergangenen Jahrzehnten durch verschiedenen Nutzungen, vom Schafsstall, über die Sennerei, dem darüberliegenden Musikprobelokal bis zu Klassen für die Grundschule, zweckentfremdet und auch architektonischen Leiden unterworfen. Architekt Werner Tscholl hat die ausgebrochenen Fenster in der Nordfassade durch hinter Glas geschützte Mauerwerk-Bilder gleichzeitig entfernt und darauf hingewiesen.

Mit Informationen bepackt und Waldners Begeisterung nachklingen lassend, entfaltete sich der gesellige Teil bei Buffet und Wein im Gastahus zur Sonne. Abt Markus Spanier berichtete dort über die aktuelle Lage im Kloster und überreichte den Mitgliedern des Freundeskreises einen frisch gedruckten und von Leo Andergassen verfassten Führer über die Kirche St. Stephan. (eb)

Am Samstag, 30. September trafen sich die Mitglieder des Freundeskreises Marienberg wieder zu ihrem Ausflug. Dieses Jahr ging es an den Geburtsort des Klosters Marienberg ins Schloss Tarasp im Unterengadin. Vorstandsmitglied Heinrich Moriggl informierte auf der Fahrt über den Reschenpass die Teilnehmer über Geografie und Geschichte dieser Region. Er drückte auch die Freude der Teilnehmer über das Beisammensein mit zwei Postulanten (Kandidaten zum Eintritt ins Kloster) sowie mit Pater Anselm aus. In Tarasp angekommen wurde in einer gekonnten Führung über die Geschichte von Schloss Tarasp informiert; auch durften viele Kunstwerke des weltweit bekannten Künstlers Not Vital betrachtet werden.
Die Herren von Tarasp, deren Ursprung wahrscheinlich der norditalienische Raum ist, errichteten um ca. 1040 die Burg auf einem Hügel oberhalb von Scuol. Um 1096 ließen sie in Scuol ein Kloster errichten. Wegen Unstimmigkeiten mit der Bevölkerung und nach einem Brand, verlegten sie das Kloster um 1146 in den oberen Vinschgau. Dort besaßen sie bereits Güter und Rechte. Über die Jahrhunderte wechselte das Schloss oft den Besitzer; so gehörte es lange Zeit den Habsburgern, aber auch den Vögten von Matsch und den Herren von Reichenberg. Bis 1815 wurde das Schloss bewohnt, verfiel dann aber fast zu einer Ruine. Im Jahr 1900 wurde es an den deutschen Industriellen und Mäzen Karl August Lingner verkauft. Dieser sanierte es von Grund auf, indem er fast die gesamte Einrichtung von Holzdecken bis Fenstern aus der Umgebung in Österreich, der Schweiz und Südtirol zusammenkaufte. Als starker Raucher konnte er nur einmal im restaurierten Schloss übernachten; er starb im Jahre 1916 an einer Krebserkrankung. Nach verschiedenen Besitzwechseln im 20. Jhdt. kaufte der Künstler Not Vital 2016 das Schloss und die Güter und nutzt diese seitdem für die Ausstellung seiner Kunstwerke.
Nach einem köstlichen Mittagessen ging es weiter in das Museum „Stamparia“ nach Strada, einem kleinen Dorf im Unterengadin. Die Stamparia war von 1689 bis 1881 eine Druckerei, in welcher fast 200 Jahre lang Bibeln, Bücher und Zeitungen gedruckt wurden. In der Führung wurde der gesamte Druckprozess von der Papierherstellung, dem Drucksatz und Druck mit der Druckerpresse sowie die Buchbinderei aufgezeigt. Zudem wurde die Architektur eines typischen Engadiner Bauernhauses aufgezeigt, in welchem die Scheune meist auf der Süd-Seite errichtet wurde, während die Stube meist der Straße oder dem Dorfplatz zugewandt war. Den Eingang zum Wohnhaus bildete eine Rundbogentor, durch welches auch das Heu in die Scheue transportiert wurde. (gk)

Nach einer mehr als einjährigen Corona-bedingten Zwangspausierung konnten sich die Mitglieder des Freundeskreises Marienberg endlich wieder bei einem Treffen sehen. Üblicherweise veranstaltet der Freundeskreis Marienberg im Herbst eine erbauliche Exkursion zu kirchlichen oder weltlichen Stätten, die im weitesten Sinne mit dem Kloster Marienberg zu tun haben. Am 2. Oktober 2021 wurde das Kloster selbst zum Treffpunkt, denn im Kloster und rund um das Kloster gibt es Neuerungen und viel zu erkunden. So war St. Stephan die erste Station mit einer professionellen Führung durch die Kunsthistorikerin Helene Dietl Laganda. Willkommen geheißen wurden die Mitglieder des Freundeskreises vom Prior Pater Philip Kuschmann und vom Präsidenten des Freundeskreises Andreas Folie. Der Einladung gefolgt waren um die 40 Freundeskreis-Mitglieder, die das Wiedersehen mit Freude und Neugier genossen haben.

In der aus der vorkarolingischen Zeit (5. – 6. Jahrhundert n. Chr.) erbauten Kirche St. Stephan sind in jüngster Zeit bedeutende Freskenfunde aus dem 15. Jahrhundert freigelegt und restauriert worden. Der in den 80er Jahren angelegte klösterliche Friedhof, der durch die Entfernung der Grablegen in der Krypta und der damit einhergehenden Freilegung der prächtigen Fresken, notwendig geworden war, ist neugestaltet worden. Dietl Laganda führte anschließend durch die Ausstellungsräume, in denen die schulischen Sammlungen und die mineralogischen Sammlungen präsentiert werden. Der Weg führte auch vorbei an ausgestellten Zinntellern, die bei vielen ehemaligen Klosterschülern Erinnerungen an die morgendliche Brennsuppe, an das im Kloster gebackene Brot und an andere genossene Kulinaria weckten.

Im Anschluss an die Führungen und an die Besichtigungen vieler Neuheiten in den klösterlichen Mauern und deren Umgebung widmeten sich die Mitglieder dem geselligen Teil bei Marende, Wein und Wasser. Pater Sebastian Kuenrath, Pater Pius Rabensteiner und Pater Peter Perkmann mischten sich in die Gesellschaft und sorgten ihrerseits für das Auffrischen von Erinnerungen. (eb)

St. Stefanus-Kirche und Friedhof

Die erste Bauphase der St. Stefanskirche ist auf Grund von archäologischen Ausgrabungen und Untersuchungen durch das Landesdenkmalamt dem 5./6. Jahrhundert zuzuordnen. Eine zweite Bauphase erfolgte ungefähr 2 Jahrhunderte später: die alte Kirche wurde fast vollständig abgebrochen und durch einen neuen Bau ersetzt. Neben diesem spätkarolingischen   Bau dürfte um 1146 der erste Sitz des Klosters Marienberg entstanden sein.  Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahre 1181. Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten immer wieder Um- und Zubauten.

Bemerkenswert sind die spätgotischen Fresken, die laut Inschrift aus dem Jahr 1498 stammen und erst in letzter Zeit freigelegt wurden. Dieser Freskenfund ist laut Leo Andergassen der bedeutendste der letzten Jahre in Südtirol. „Die heilsgeschichtliche Verquickung zwischen der Stefanusverehrung mit jener Mariens in Verbindung mit ausgewählten Heiligen, zu denen auch die Nothelfer zu rechnen sind, ergeben ein vordergründig marianisches Konzept“.

Der neben der Kirche gelegene Friedhof für die Conventualen des Klosters Marienberg wurde neugestaltet und bildet ein ganzheitliches Bild mit dem Kirchenbau, es ist ein Kraftort zum Verweilen, zum Besinnen und zum Gebet.

 

Kulturwanderung im Münstertal 2019
Der Freundeskreis Marienberg „A la riva del Rom
Mit dem Schweizer Postauto ging`s von der Grenze in Taufers nach Valchava, wo der Pastor im „Unruhestand“ Hans-Peter Schreich in der Biblioteca Jaura eine zahlreiche Schar vom Freundeskreis Marienberg empfing. 40 Jahre lang hat Pastor Schreich die reformierte Gemeinde im Val Müstair betreut und in dieser Zeit unter anderem eine ansehnliche Bibliothek aufgebaut, in der kein Schriftstück über das Val Müstair, über das benachbarte Taufers im Münstertal und über die beiden Klöster St. Johann und Marienberg fehlt. Schreich referierte mit Begeisterung über Gemeinsames und Trennendes zwischen dem Val Müstair und dem Vinschgau. Verbindendes Element (später auch trennendes) waren die Klöster St. Johann und Marienberg. Über 720 Jahre lang bis 1816 gehörten der Vinschgau und das Val Müstair zum Bistum Chur. Die Matscher Grafen hatten lange Zeit die Vogtei über beide Klöster. In großen Teilen des Oberen Vinschgaus wurde rätoromanisch gesprochen, bis es aufgrund der Reformation zu Beginn des 17. Jahrhunderts zum drastischen Zurückdrängen des Rätoromanischen vor allem auf Betreiben vom Marienberger Abt Matthias Lang kam. Seit 1618 durfte im Einflussgebiet von Marienberg nur noch auf Deutsch gepredigt werden, in Verwaltungsstellen und in den Gemeinden waren nur noch Deutschsprechende zugelassen. Romanisch wurde als Sprache der Ketzer verunglimpft. Schreich wies auf die wunderbaren Bemalungen der Häuser in Valchava hin und führte die Freunde Marienbergs in die evangelische und dann in die katholische Kirche.
Den Kontakt mit Hans-Peter Schreich hatte das Vorstandsmitglied Gerhard Kapeller geknüpft und so einen Einblick in die Münstertaler Nachbarn ermöglicht.
„A la riva del Rom“, also entlang eines wunderbaren Weges am Rambachufer, wanderte die Gruppe Tal auswärts und überquerte die grüne Grenze bei Puntweil. Im Grenz-Gasthaus Avinga ließen die Marienberger, begleitet von Pater Pius und von Frater Aemilian bei zünftiger Marende den Wandertag ausklingen.
Erwin Bernhart

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  • Am Samstag, 29. Juni 2019, dem Fest der Apostel Petrus und Paulus, weihte Diözesanbischof Ivo Muser im Rahmen eines feierlichen Hochamtes den Diakon Anselm Krieg zum Priester. P. Anselm stammt aus Hamm in Westfalen, hat in Münster Theologie und Philosophie studiert und lebt seit 7 Jahren in der Klostergemeinschaft von Marienberg, wo er 2014 die Ewige Profess abgelegt hatte und 2016 zum Diakon geweiht worden war. Für die Klostergemeinschaft und die Diözese war dies ein besonderer Tag: Es ist die einzige Priesterweihe dieses Jahres. Die feierliche Primiz feierte der Neupriester am darauffolgenden Sonntag und erteilte den zahleichen Gläubigen den Primizsegen. Umrahmt wurden die beiden Gottesdienste von der Singgemeinschaft Burgeis.

Wendelin Weingartner zu Gast

Im September 2019 werden es 100 Jahre sein, dass Südtirol durch den Friedensvertrag von St. Germain  von Österreich abgetrennt und dem Königreich  Italien zugeschlagen wurde.  Aus diesem Anlass hat der Freundeskreis Marienberg einen hochkarätigen Referenten für die traditionelle Klausurtagung geladen: den  ehemaligen Landeshauptmann von Tirol, Wendelin Weingartner, Der agile Politpensionär regte durch kritische Äußerungen zu Diskussionen an.

Es war die erste Veranstaltung im Lesesaal der neuen Bibliothek von Marienberg. Unter dem Wappenfries aus der Renaissance hießen Abt Markus Spanier und  der Präsident des Freundeskreises Marienberg Andreas Folie viele Mitglieder willkommen und vor allem den Nordtiroler Alt-Landeshauptmann Wendelin Weingartner. Weingartner, dessen Mutter aus Bozen und dessen Vater aus Osttirol stammen, spannte um die Frage nach einem gemeinsamen Tiroler Bewusstsein einen Bogen vom Friedensvertrag  von St. Germain 1919 bis in die Gegenwart.

Es waren schon die „potschaten Wiener“, die am Ende des 1. Weltkrieges zwei Tage zu früh die Waffen niederlegen ließen und so den Weg frei machten für den widerstandslosen Einmarsch der Italiener in Südtirol.  Nach der Einverleibung Südtirols wurde von Seiten Italiens in, so Weingartner, drei Phasen die Südtiroler Identität angegriffen, um die Bevölkerung zu assimilieren. Als erstes war es  die Unterdrückung der Sprache, vor allem in der Faschistenzeit der 20iger und 30iger Jahre. Weil das nicht gelungen  ist und sogar zu einem Zusammenrücken der Südtiroler geführt hat, wurde mit der Option der direkte Angriff auf die Heimat gestartet.   Letztlich wurde das Unterfangen gestoppt, trotzdem sind 75.000 Südtiroler ausgesiedelt. Das Fazit, das Weingartner aus dieser Erfahrung gezogen hat: Die Dableiber waren Wirtschaftsleute und Bauern, die Optanten waren die Arbeitnehmer. Daher rührten auch die bis heute geltenden Machtverhältnisse im Lande, in dem die Wirtschaft und die Bauern das Sagen hätten.

Die dritte Welle der Assimilierung kam nach dem Krieg mit dem Versuch der Unterwanderung. Das Aufbegehren dagegen waren unter anderem die Attentäter, die „bei Gott keine Verbrecher waren.“ „Ich persönlich glaube, dass dieser Widerstand den Konsens in Richtung Autonomie geebnet hat“, sagte Weingartner.

Im Übrigen sei die Autonomie die Basis für den Erhalt von Kultur und Sprache fundamental. Bekennt man sich zur Autonomie, dann bekenne man sich zu einer inneritalienischen Lösung. Allerdings habe sich die Südtiroler Autonomie zu einer Art Regionalstaatlichkeit entwickelt – mit einer Abschottung  nicht nur gegenüber Rom sondern auch gegenüber dem Norden.

Ein Hegen von Mindestfeindbildern legte Weingartner der SVP ans Herz und mahnte zu einem „Mindestabstand zu Rom“. Allerdings habe die SVP ein Problem, weil das Feindbild Rom mit der Autonomie nicht mehr ziehe. Weingartner riet zu Leuchtturmprojekten vor allem bei Bildungsstrukturen. Nach kurzer Diskussion und nach der gemeinsamen Vesper führte Abt Markus durch die Ausstellung „Klosterarbeiten“. Angeregt weiterdiskutiert wurde bei einer Marende.

Erwin Bernhart