Klostergeschichte
(Text: P. Martin Angerer)
Marienberg ist eine Stiftung der Edlen von Tarasp aus dem 12. Jahrhundert. Es liegt wie eine Gralsburg 1340 m ü. d. M. und ist damit die höchstgelegene Benediktinerabtei in Europa. In der Einsamkeit und Stille der Berge schufen hier die ersten Mönche aus Ottobeuren eine Stätte liturgischen Gebetes und emsiger Arbeit.
Die noch gut erhaltenen romanischen Fresken in der Krypta bezeugen, wie sich die Mönche von Anfang an bemühten, beim Psalmengesang „im Anblick Gottes und seiner Engel“ Geist und Wort in Einklang zu bringen. Das war ihnen Kraftquelle für ihre äußere Tätigkeit.
Seit Anfang der Klostergründung betreuten sie seelsorglich die Pfarrei Burgeis und das Tal Schlinig; um die Mitte des 13. Jahrhunderts kam noch die Pfarrei St. Martin und Platt in Passeier dazu. Zudem eröffneten die Mönche im Kloster eine kleine Schule.
Sehr wechselhaft ist Marienbergs Geschichte im Laufe der Jahrhunderte. So stand das Kloster am Ende des 16. Jahrhunderts vor der Auflösung, die aber vom Papst und der Tiroler Landesregierung aus politischen und religiösen Gründen verhindert wurde.
Eine große Wende und neue Blüte setzte mit Abt Matthias Lang aus Weingarten (1615-1640) ein: die Anzahl der Mönche vermehrte sich zusehends. Im Jahre 1724 konnte die Abtei in Meran ein humanistisches Gymnasium gründen, dem bald darauf ein Knabenkonvikt angeschlossen wurde.
Einen Rückschlag brachte das Jahr 1807, als das Kloster durch die Bayerische Regierung aufgehoben, die Mönche vertrieben und Kloster, Kirche, Archiv und Bibliothek wertvoller Bestände beraubt wurden. Auch das Meraner Gymnasium ging ein. Doch 1816 wurde das Stift auf Wunsch von Kaiser Franz II. wiederhergestellt und in Meran das Gymnasium weitergeführt. Letzteres wurde im 19. Jahrhundert ein Bildungszentrum ersten Ranges. Die Benediktiner Pius Zingerle, Orientalist, Albert Jäger, Historiker und Gründer des österreichischen Institutes für Geschichtsforschung in Wien, sowie Beda Weber, Dichter, Germanist und Abgeordneter Tiroler Abgeordneter im Frankfurter Parlament, waren ein leuchtendes Dreigestirn dieses Gymnasiums, das 1928 auf politischen Druck seine Tore schließen musste.
Das Privatgymnasium, das im Kloster 1946 eingerichtet worden war, um minderbemittelten Schülern ein Oberstudium zu ermöglichen, wurde 1986 geschlossen. Nach einer langen Schultradition versuchen die Marienberger Mönche nun, in der religiösen Erwachsenenbildung ihre Aufgaben in der Kirche von heute zu erfüllen; das geschieht durch Exerzitien, durch „Kloster auf Zeit“, durch Betreuung der Pilger und Touristen. Dazu kommt weiterhin die Tätigkeit in der Seelsorge.